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Villmar – Roter Marmor für Berlin

Selbstverständlich stammt die eindrucksvolle Marmorausstattung des Kaisertreppenhauses im Berliner Dom aus Italien… Und aus Hessen – aus dem kleinen, im Lahntal zwischen Weilburg und Limburg gelegenen Marktflecken Villmar.

Hier wurde über vier Jahrhunderte ein außergewöhnlich schöner, „wegen seiner reichen Farbigkeit hochgeschätzer Stein“ abgebaut: Der Lahnmarmor, der aus fossilen Riffen des Devonmeeres vor rund 380 Millionen Jahren entstanden ist.

Der aus mehr als zwölf Lagerstätten in der Umgebung gewonnene und in den Nassauischen Marmorwerken in Villmar bearbeitete Lahnmarmor wurde weltweit in bedeutenden Bauwerken verwendet: In der Eremitage von St. Petersburg, in der Moskauer Metro, im Palast des Maharadschas von Tagore in Indien, im Empire State Building in New York und im Berliner Dom.

hessen-in-berlin.de | Roter Marmor in Villmar

Die Handwerkskunst vieler Steinmetze und Bildhauer förderte zuvor die Bekanntheit des Lahnmarmors: So stattete beispielsweise der Villmarer Marmorierer Johann-Peter Leonhard die russisch-orthodoxe Kirche auf dem Neroberg in Wiesbaden, den Schiffstunnel in Weilburg und einige Schlösser am Rhein aus. Der Einsatz von Maschinen und die Entstehung neuer Transportwege ermöglichte im neunzehnten Jahrhundert die weltweite Verbreitung des Marmors aus Hessen.

In Berlin wurden für die Domkirche beträchtliche Mengen des roten Lahnmarmors verwendet: Pilaster, Balustraden, Säulen, Wandverkleidung und Bodenbelag des Treppenhauses und die Altare der Tauf- und Traukirche präsentieren sich in rotglänzender und weißlich schimmernder Pracht. Den Grundstein für den monumentalen Neubau legte Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1894 nach den Plänen von Julius Carl Raschdorff.

Die Steinbrüche von Villmar wurden in den 1970er Jahren geschlossen und werden seitdem nicht mehr betreut. Lediglich der Marmorbruch „Unica“ mit seinem einzigartigen schwarz-rot-geflammten und schillernden Kalkstein ist erhalten und wurde 2001 als Naturdenkmal ausgewiesen. Ein „Lahn-Marmor-Weg“ und das „Lahn-Marmor-Museum“ in Villmar informieren darüber hinaus über die Entstehung des Lahnmarmors, seine Vorkommen und über die Geschichte und die Technik seiner Gewinnung und Verarbeitung.

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